In letzter Zeit begegnet mir das Thema „Intuition“ immer häufiger. Heute möchte ich mich dem Thema einmal schriftlich nähern und meine Gedanken und Gefühle dazu mit dir teilen.
Die Intuition hat schon immer eine große Rolle in meinem Leben gespielt – nicht immer habe ich auf sie hören können. Doch immer mehr wachse ich in sie hinein und das fühlt sich phantastisch an.
Ich bin seit jeher ein Mensch der gerne alles ergründen mag. Viele Gedanken begleiten mich über den Tag. Mein verstorbener Vater sagte schon seit frühester Kindheit zu mir:“ Zieh dir nicht immer alles so rein.“ – Was er damit meinte hatte ich als Kind nie so recht verstanden – und wenn Du mich ein bisschen kennst, grinst Du vielleicht jetzt ein wenig. Ich verstehe den Satz erst heute, als erwachsene Frau, richtig. Ich nehme mir alles zu Herzen. Die eigentliche Wortbedeutung finde ich sehr schön: „sich etwas zu Herzen zu nehmen“, heißt für mich nahbar und berührbar zu sein. Es macht etwas mit mir und geht in mich hinein, durch mich hindurch und verbindet mich auch. Was mir sehr gefällt, stellt aber auch manchmal die Herausforderung mich nicht darin zu verlieren.
Das was ich fühle beschäftigt mich – auch gedanklich. Tendenziell mache ich mir zu viele Gedanken und möchte diese bis ins letzte ergründen. Das ist ein großer Teil meiner Zufriedenheit und meines Sinns. Dadurch kann ich gute Fragen stellen, Thesen aufstellen und manchmal genau den Punkt treffen, neugierig sein, die ganze Situation erfassen, Verbindung schaffen und neues Wissen erlangen - auf so vielen Ebenen. Aber ich bin deswegen manchmal auch extrem unentschlossen und verwirrt, irre in Zwischenzuständen herum – weil ich immer weiter nachdenke und die Gedanken um ein Thema kreisen. Die Freude am Ergründen von Themen bringt mich schneller ins Nachdenken und dann vergesse ich manchmal die Dinge zu genießen oder einfach sich entwickeln zu lassen. Manchen Dingen ist besser gedient, wenn ich sie „einfach mal lasse“. Den Unterschied zwischen dem, was ist, und dem, was nicht ist oder sein könnte, herauszufinden - ein heikler Tanz, der Flexibilität und Besonnenheit erfordert. Manchmal vergesse ich dann einfach mich zurückzulehnen und das Leben zu genießen. Nicht alles erfordert eine eingehende gedankliche oder emotionale Analyse. Ich freue mich darüber und bin dankbar, dass es Menschen in meinem Leben gibt, die mich auch immer wieder mal daran erinnern.
Intuition ist wie ein innerer Kompass, der uns vor möglichen Gefahren oder ungenutzten Gelegenheiten warnt. Obwohl wir alle über diese angeborene Fähigkeit verfügen, Entscheidungen zu treffen, die auf unserer Intuition gründen, wissen nicht alle Menschen, wie man sich mit seiner inneren Stimme in Verbindung setzt. Das erfahre ich in der Arbeit mit Menschen täglich und ich finde es wunderbar mich mit ihnen auf diese Reise begeben zu dürfen, zu lauschen und das leise Wispern der inneren Stimme langsam wieder laut und klar werden zu lassen.
Doch häufig bedeutet das auch eine Haltung einzunehmen. Was manchmal gar nicht so leicht ist, wenn wir der inneren Stimme misstraut haben oder verlernt haben sie zu hören. Und es erfordert die Fähigkeit „allein sein auszuhalten “, für sich selbst stehen zu können. Denn was andere denken steht der Intuition entgegen. Es bedeutet entgegen des Mainstreams leben - nicht das zu tun, was alle tun.
Dabei kann es sich um kleine Dinge handeln oder Grundsatz-Themen betreffen. Immer wieder ein Zwiespalt, der manchmal handhabbar sein kann, aber sich auch quälend schmerzhaft zeigen kann, begleitet von dem Gefühl innerer Zerissenheit.
Im Endeffekt heißt intuitiv zu leben für mich, etwas „anders“ zu sein und damit bewusst umzugehen.
Ich selbst sage, nach einer Meinung oder Entscheidung befragt, oft den Satz: „Ich kann das nicht logisch begründen, es ist einfach ein Gefühl.“ Ich gehe damit auch immer mal wieder in die Rechtfertigung (auch vor mir selbst) und zweifle unterbewusst meine Intuition an. Manchmal ist das bestimmt auch sinnig sich selbst zu hinterfragen, aber dazu zu zustehen ist eine wichtige Sache.
Die besten Entscheidungen meines Lebens sind für mich die, in denen ich Verstand und Intuition verbinden konnte und kann. Vertrauen in die Intuition haben und mich daran erinnern, dass ich ihr vertrauen kann und darf und trotzdem vernünftig durchdenken zu dürfen. Scheinbare Gegensätze vereinen und damit meinem Bauchgefühl Raum zu geben, wird immer selbstverständlicher und integriert sich in mein Leben.
Ich durfte lernen, dass es nicht „den einen richtigen Weg“ gibt. Jeder Mensch ist einzigartig und trägt eigene Lösungen in sich – davon bin ich überzeugt. Die Intuition ist dabei ein möglicher Wegweiser.
Was für mich persönlich dabei hilfreich ist meine innere Stimme zu hören und radikalen Respekt vor ihr zu haben?
Ich bin da hinein gewachsen und ich kann mittlerweile nicht mehr etwas tun, was sich nicht richtig anfühlt, auch wenn das die scheinbar bequemere oder logischere Wahl wäre. Ich möchte gerne mit dir teilen, was Schritte sind die mir geholfen haben mehr mich selbst zu hören und die mich im Üben unterstützen:
Inne halten – sich Zeit nehmen um die innere Stimme zu hören. Ich nehme mir bewusst Zeit, um auf meine innere Stimme zu lauschen. Ich versuche Zeit alleine zu verbringen um mich wirklich zu hören und mich mit mir auseinanderzusetzen. Ich fühle mich mit mir selbst selten allein.
Mir selbst treu sein – ich versuche möglichst ich selbst zu sein und verstecke meine Schwächen nicht mehr so stark. Ich versuche zu mir zu stehen und echt zu sein. Trotz des Risikos nicht immer beliebt zu sein. Ganz entgegen meiner angelernten und sozialisierten Verhaltensweisen und Ängste.
Auf meine Instinkte hören. Mein innerer Impuls, der mich in bestimmten Situationen ohne zu Überlegen das „Richtige“ tun lässt. Gefühlsmäßig entscheiden hat mittlerweile einen sehr hohen Stellenwert.
Du kannst die Dinge machen, indem du der Logik folgst oder aber deiner Intuition. Der Unterschied ist, wenn ich meinem Instinkt folge, dass ich in aller Konsequenz fühle, dass ich für mich selbst verantwortlich bin und Architektin meiner eigenen Welt bin und eigene Entscheidungen treffe. Ich nutze meine Instinkte als wichtige Ressource.
Meine Intuition hat mich rückblickend durch schwere Lebensphasen, Krisen und Herausforderungen geführt und mich selten auch getäuscht. Eine Garantie gibt es eben nicht. Das Leben kann lebensgefährlich sein.
Viele Menschen stehen dieser Art des Handelns skeptisch gegenüber, aber meine Erfahrung hat mir für mich gezeigt, wenn ich meine innere Stimme einmal klar und laut gehörte habe, kann ich nicht mehr gegen sie handeln und ich habe aufgehört sie zum Schweigen bringen zu wollen.
Es ist nicht immer leicht „dran zu bleiben“ und es kostet Kraft und Mut und manchmal bedeutet es auch sich „einsam zu fühlen“ trotz aller Verbundenheit mit anderen Menschen. Es ist ein Leben auf einem anderen Level und belohnt dich mit dem wunderbaren Gewinn innerer Freiheit und Standfestigkeit im Leben.
Du kannst dir deine Zeit nehmen und langsam hinein wachsen in das was für dich „richtig“ ist.
Habe den Mut es zu tun!